NATÜRLICHE MATERIALIEN & FAIRE PRODUKTION - nachhaltig, bio, fair und möglichst regional

Ein großes Vorhaben, schreckliche Erkenntnisse und ein umso größerer Wille etwas in der Modeindustrie zu verändern

Ehrlich gesagt habe ich noch vor ein paar Jahren gar nicht über die Produktionswege und Inhaltsstoffe meiner Kleidung nachgedacht. Dann habe ich festgestellt, dass ich selber keine Plastikanteile in meiner Kleidung haben möchte, was die Suche an schöner Kleidung schon sehr einschränkte. Erst mit der Geburt meiner Tochter habe ich mich so richtig mit den Materialien von Textilien auseinandergesetzt und es stand schnell fest - wir müssen etwas tun. 

So entstand der Gedanke LÜTTJEN zu gründen. Und weil es der persönliche Geschmack so will, sollte es ein Bio-Kinderlabel sein, das nicht so "bio" aussieht. Also begann eine intensive Recherche. Schnell stellte sich heraus, dass es wesentlich schwieriger werden würde Stoffe zu finden, die wirklich gut für Mensch und Umwelt sind, als wir es uns ausgemalt hatten. Wir fanden heraus, dass bio nicht gleich bio ist, dass einige Materialien von Natur aus wesentlich besser für die Umwelt sind und vor allem, dass es unglaublich wichtig ist, etwas in der Mode-Industrie zu verändern.

Es gibt einige kleine Unternehmen, die inzwischen schon Wundervolles kreieren. Aber es gibt vor allem viele schaurige Wahrheiten, wie das entsteht, was wir hier bei den großen Firmen für einen Spottpreis kaufen und dann auf unserer Haut tragen und vor allem unseren Kindern anziehen. 

Ich möchte diese Fakten über die Modeindustrie mit Euch teilen, weil ich denke, dass man zwar - wenn man darüber nachdenkt - vieles erahnen kann, aber mir zumindest nicht so klar war, bevor wir begonnen haben uns damit intensiver auseinanderzusetzen. Hier also knapp zusammengefasst, was wir so an Informationen zusammengetragen haben.

Es werden in der Modeindustrie Unmengen an Plastik (synthetische Stoffe) verarbeitet, die nie wieder aus unserem Kreislauf verschwinden werden. 

Bei der Färbung werden Unmengen an Giftstoffen und Chemikalien verwendet, sodass die Menschen, die sie verarbeiten und die Umwelt schwere, irreparable Schäden davontragen. Die meisten natürlichen Rohstoffe wie zum Beispiel konventionelle Baumwolle und Viskose werden in den ärmsten Ländern angebaut und verarbeitet. Menschen, die auf den Feldern oder in den Fabriken arbeiten, in denen die Weiterverarbeitung der Rohstoffe stattfindet, können diesen Giftstoffen nicht ausweichen. Dies führt dazu, dass diese Menschen, die unter den schlimmsten Bedingungen arbeiten und Unmengen an Arbeitsstunden - bezahlt mit einem Hungerlohn  - leisten, krank, geistig eingeschränkt oder sogar getötet werden. Selbst Bewohner ganzer Dörfer, die sich bloß in der Nähe von Baumwollfeldern oder Textilfabriken befinden, werden durch die Gifte im Grundwasser von schlimmen Krankheiten und körperlichen sowie geistigen Beeinträchtigungen heimgesucht.

Zudem tragen wir die Kleidung selbst direkt auf der Haut, sodass sowohl Mikroplastik, als auch die Giftstoffe direkt in unsere Körper übergehen. Bei jeder Waschmaschinen-Ladung geht wieder und wieder ein kleiner Teil des Plastiks in unser Grundwasser über. Und was passiert, wenn man die Kleidung nicht mehr trägt? Seien wir ehrlich: Das Meiste landet doch in der Altkleidersammlung und dort können nur ungefähr 10% weitergegeben werden. Das meiste landet auf dem Müll und muss auch wieder über Jahrzehnte hinweg lagern, um irgendwann als Mikroplastik in unseren Kreislauf überzugehen. Sprich in unsere Meere, unsere Nahrung unser Grund- und Trinkwasser.

Es kann doch wirklich nicht sein, dass so viele Menschen darunter leiden müssen, damit wir hier günstige Kleidung kaufen können.

Das, was ich herausgefunden habe, waren wirklich erschreckende Erkenntnisse, die ich sofort ändern wollte. Doch wie?

Die Kleidung, die gut produziert wird, entsprach nicht unbedingt zu 100% meinem Geschmack. Die Abende auf der Suche auf Second-Hand-Plattformen wie Vinted und Ebay waren lang und nicht immer sofort erfolgreich. Und dann kam der Kampf mit der Verlockung wieder einfach online oder im Laden bei den gängigen günstigen Marken zu kaufen. Es ist unglaublich, wie schwer es ist, aus diesem so leichten und vor allem so verlockend günstigen Mustern zu entkommen.

Mein Tipp an Euch: Schaut Euch immer wieder Reportagen zu diesen Themen an. Lest Euch ab und zu diese Hintergründe nochmal durch. Nur wir als Konsumenten haben die Macht, wirklich etwas zu verändern, indem wir unser Verhalten ändern und die Nachfrage für Alternativen schaffen. Bei jedem zweiten Stoffhändler, mit dem ich gesprochen habe, wurde angemerkt, dass die Nachfrage für etwas teurere Stoffe einfach nicht groß genug sei.

Ich denke, dass man diese Fakten nie oft genug hören kann, weil es ja wirklich auch unglaublich schwierig ist, sein eigenes Kaufverhalten zu ändern. Zu schnell siegt wieder die Bequemlichkeit und die Gewohnheit. Man lässt sich von den so verlockenden Preisen oder den zauberhaften Designs der großen Labels verführen. Doch es ist wirklich an der Zeit etwas zu verändern. Es ist nicht leicht, aber es ist machbar!
Nach all den schaurigen Fakten möchte ich aber betonen, dass es Alternativen gibt und wir unzählige Stunden in die Suche nach ihnen gesteckt haben und weiterhin stecken werden.
Wir produzieren in einer kleinen Näherei in Polen und haben bei jeder einzelnen Stoffart Herkunft, Art der Verarbeitung und Färbung, Zertifikate und natürlich leider auch den Preis abgewogen und Stoffe zusammengesucht, mit denen wir gut leben können. 
Es liegt mir und dem LÜTTJEN-Team so sehr am Herzen, etwas zu verändern und nicht nur schöne sondern auch langlebige, gesunde Kleidung zu produzieren, die niemanden ausbeutet, niemanden vergiftet und niemanden krank macht. Weder die Natur, noch die Menschen, die für uns arbeiten und erst recht nicht die kleinen Wesen, die es tragen.

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